Das Merinoschaf wurde nach der Berberdynastie der Meriniden benannt, die die Schafe in das heutige Spanien einfuhren. Die Ausfuhr des Merinoschafs in andere Länder wurde wegen seiner kostbaren Wolle unter Androhung der Todesstrafe untersagt. Erst im 18. Jahrhundert ermöglichten die familiären Verbindungen von europäischen Fürsten die ersten Ausfuhren nach Deutschland.
Drei Jahrhunderte später, durch die massenhafte Einfuhr von „echten“ Merinos nach Australien wird die Wollproduktion mit dem Vorwurf der Tierquälerei konfrontiert, da dort das Kupieren der Schwänze und Ausschneiden von ganzen Hautpartien zur Vermeidung von Parasitenbefall angewandt wird. Der Schäfer
Herbert Sehner auf der bayerischen Alm züchtet dagegen die kurzschwänzige Kreuzung Finnschaf-Merinolandschaf mit einer der feinsten Wollarten Deutschlands.
Bei der Merino-Schafhaltung kam es inzwischen zu mehreren großen Krisen. Anfangs wurden eher Böcke für Wolle gezüchtet. Dann, um 1850, stieg die Wollindustrie mit voller Wucht in den Markt des Commonwealth ein, wodurch die Schafzucht zusammenbrach. Einige Schäfer haben es geschafft, sich anzupassen, indem sie die Zucht durch die Erzeugung von Lämmern auf Mutterschafe umstellten. Diese Art der Tierhaltung erfordert andere Unterkünfte, Schafställe und Lämmer, weil das Lamm ein viel empfindlicheres Tier als der Widder ist.
Bis in die 80er Jahre hat dieses System recht gut funktioniert, aber im Jahr 1985 wird Europa seine Grenzen für Lämmer von außen öffnen müssen. Die Folge: Der Preis für Lammfleisch bricht zusammen. Die Zahl der Tiere hat sich stark reduziert, von 30 Millionen im Jahr 1890 auf heute 6,5 Millionen, und die Schafzucht wird weiter ausgehöhlt, insbesondere durch den Mangel an Ersatz für die alten Schäfern, die in den Ruhestand gehen.
Heutzutage wird das Einkomm der Wolle kaum die Kosten der Schafschur decken. Die Schäfer, die ihre Schafe draußen treiben, werden aber Geld von der europäischen Union bekommen. Die Landschaftspflege wird nämlich gefördert, da die Weidewirtschaft Artenvielfalt durch die Pflege der Weiden schafft. Diese Weiden erzeugen nämlich mehr Biodiversität als Brachflächen oder Wälder aufgrund der Verwertung von Spontanvegetation (weder gesät noch gedüngt). Die Überweidung wirkt demgegenüber als schädlich für die Artenvielfalt, denn Nachtweiden und der Viehrückweg zwischen den Weiden haben negative Auswirkungen auf die Umwelt.